KUNSTGESPRAECH

TEXTE: REZENSIONEN

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SUNAH CHOI, 17.06. – 27.08.2011, Galerie Cinzia Friedlaender, Berlin

Sunah Choi, Installation Einerseits Minimal Art, andererseits Alltägliches von der Straße. Zwei Absperrgitter stehen im Ausstellungsraum. An ihnen sind Papierstreifen und Bänder in den Farben Rot, Grün, Gelb befestigt. Die Papierstreifen erinnern formal an die Spuren abgerissener Plakate und Zettel im Straßenraum. Beim genauen Hinschauen wird aber deutlich, dass sie sorgfältig beschnitten und auf den Gitterstäben arrangiert wurden. Das Gitter bietet so mehrere Minimal Art-Detailbilder, bei denen sich Gitterstruktur und Farbstreifen ergänzen. Sunah Choi übersetzt das im Straßenraum vorgefundene Bild in die Minimal Art. Sie übersetzt auch die flüchtige, aggressive Geste aus dem Straßenraum in die sorgfältige künstlerische und kunsthand-werkliche Handlung des Kunstraums. Diese Übersetzung des Alltäglichen in Minimal-Art-Kompositionen nutzt sie häufig bei ihrer künstlerischen Arbeit.

 

Beschreibung

Räume

Großer Hauptraum, kleinerer Nebenraum, Büro

Exponate

Großer Raum:

Sunah Choi, Installation 'Wall Piece', 2011, DetailansichtIm Raum steht eine Installation aus zwei Absperrgittern oder Bauzäunen, wie sie im Straßenraum benutzt werden. Die zwei Gitterwände stehen eng beieinander und bilden zwischen sich einen schmalen Raum. Sie sind zum Halt in vier Betonsteine gestellt. An den Gitterstreben sind Bänder und Papierstreifen in den Farben grün, rot, gelb und ein Blatt goldenes Glanzpapier befestigt. Auf den flüchtigen Blick entsprechen Bänder und Papierstreifen der häufig im Straßenraum zu beobachtenden Situation: Am Gitter wurden Poster und andere Dinge befestigt, die im Laufe der Zeit so abgerissen wurden, dass nicht alle ihre Spuren beseitigt wurden. Beim genauen Hinschauen wird aber deutlich, wie sorgfältig die Papierstreifen (in den Angaben zum Werk als Werbeplakate benannt) zugeschnitten und alle Objekte arrangiert wurden. Auch ist ein Blatt Gold- oder Glanzpapier im Straßenraum ungewöhnlich und verweist eher auf den Hobby- und Bastelbereich. Detailaufnahmen der Objekte vor den Gittern zeigen, dass die Gitter eine Übersetzung der realen Situation aus dem Straßenraum in die Sprache der Minimal Art und Konstruktiven Kunst sind.

Kleiner Raum:

Hier hängen 4 Frottagen. Wir sehen verschiedene Strukturen. Die Abreibungen von vorgefundenen Materialien im Straßenraum wurden mit Graphit so durchgeführt, dass die Spuren vereinzelt auf dem großen weißen Papier angeordnet sind. Diese Anordnungen erinnern teilweise an Kompositionen, die Sunah Choi bei ihrer Performance innerhalb der Ausstellung "Based in Berlin" vorführte. Hier legte sie unter anderem einzelne Objekte auf einen Overheadprojektor. Auch hier waren ihre Kompositionen minimal, zum Teil auf Flächigkeit hin konzipiert, meist ohne Hierarchie der einzelnen Elemente, die sie häufig in Reihen anordnete.

Büro:

Hier hängt eine Frottage mit weißer Pastellkreide auf schwarzem Papier.

Ergänzung

Sunah Choi, Composition T, Performance im Rahmen der Ausstellung 'Based in Berlin'Performance "Composition T" von Sunah Choi im Rahmen der Ausstellung "Based in Berlin" (08.06. – 24.07.2011, verschiedene Ausstellungsorte in Berlin): Sunah Choi legte verschiedene Objekte direkt auf den Overheadprojektor. Dabei wandte sie mehrere visuelle Strategien an. Sie legte einzelne Elemente Stück für Stück aus (s.o.). Sie legte S/W-Folien von Fotografien aus. Diese zeigten Strukturen. Es waren unter anderem Fotografien von Mauern und Wände mit Rissen und Flecken. Auch hier also ist die flächige zweidimensionale Auffassung der Motive gegeben, die stellenweise fast in die Dreidimensionalität umkippt.
Film über die Performance.

Links

http://www.galeriefriedlaender.de