KUNSTGESPRAECH

TEXTE: REZENSIONEN

Konstruieren

TOBIAS PUTRIH, A, H, O, I ! ..., 29.04. – 25.06.2011, Galerija Gregor Podnar, Berlin

Skulptur A von Tobias Putrih in der Galerija Gregor Podnar, Berlin (Foto: kk)Putrihs Skulpturen erinnern an Architekturen, aber auch an organische und kristalline Strukturen. Die Titel der Skulpturen bestehen aus nur einem Zeichen und konstruieren gemeinsam den Ausstellungstitel: "A, H, O, I, !, ..." ("Hallo! ..."). Putrih zeigt neben den Skulpturen auch Zeichnungen und Reliefs. Das Gemeinsame ist die Dominanz der Struktur, die sich aus vielen kleinen ähnlichen Elementen ergibt. Dies ist das Prinzip der japanischen Architektengruppe "Metabolisten", auf die sich Putrih neben anderen Utopisten bezieht. Da Putrihs Skulpturen das Funktionale durch das rein Konstruktive ersetzt haben und es keine Referenz zu Sinn oder Funktion gibt, wirken die Skulpturen als ästhetische konstruktive Struktur. Auch die Funktionen von Ameisenhügeln, Bienenwaben oder Spinnennetzen erschließen sich nicht ohne biologische Kenntnisse. Putrihs Skulpturen wirken ähnlich fremd.

Der Ausstellungstitel "A, H, O, I, ! ..." fügt die Titel der einzelnen Skulpturen zusammen und ergibt einen tschechischen und slowakischen Gruß: Hallo. Auch hier wiederholt sich das ästhetische Prinzip der übergeordneten Struktur aus einzelnen gleichen Elementen, das Putrih bei seinen Kunstwerken anwendet. Der Titel verweist darüber hinaus auf keine tieferen Bedeutungsebenen.

Putrih bezieht sich auf den kroatischen Architekten Vjenceslav Richter (1917 – 2002) und auf dessen "Reliefometar"-Skulpturen. Er bezieht sich außerdem auf die Zagreber Gruppe Exat 51 aus den 1950er Jahren, der Richter angehörte, sowie auf die "Metabolisten", eine japanische Architekturgruppe. Das Grundprinzip der größeren Einheiten, die flexibel aus vielen kleinen ähnlichen Elementen entstehen, das Putrihs Arbeiten kennzeichnet, findet sich auch als Gestaltungsidee bei den "Metabolisten", die Stadtgestaltung flexibel halten wollten. (Siehe Pressemitteilung und Internetveröffentlichung zur Ausstellung).

Putrih zeigt keine architektonische oder städtebauliche Utopie. Er zeigt eine visuelle Analyse einer modernen Architekturutopie, deren Inhalte gescheitert sind.

Skulpturen und Zeichnungen sind aus vielen Elementen konstruiert. Bei den Reliefs aus Zeitungen hat Putrih wie bei einer Ausgrabung Ebenen uns Schichten abgetragen und bloßgelegt.

 

Beschreibung

Räume

1 großer L-förmiger Raum umschließt einen kleinen fensterlosen Innenraum. Der große Raum hat Fenster zu beiden Seiten; man blickt ins Grüne auf einen Baum.

Exponate

14 Exponate insgesamt:

  • 7 Skulpturen, die nach den 6 Zeichen im Ausstellungstitel heißen: A, H, O, I, !, …, sowie: ","
  • 3 Zeichnungen
  • 4 Reliefs (aus Zeitungen)

Die Skulpturen sind von ähnlicher Bauart: In Gitterstrukturen aus Sperrholz wurden Styroporstäbe gesteckt, so dass sich die Elemente gegenseitig stabilisieren und Architekturen gebaut werden können, die kristalline Strukturen aufweisen. Auch die Zeichnungen bestehen aus vielen einzelnen zarten Elementen. Im fensterlosen Innenraum hängen die Zeitungen auf Paketschnüren. Die Zeitungen wurden in geometrischen Formen geschnitten und "geschnitzt". Ähnlich wie man sich bei einer Ausgrabung in tiefere Erdschichten vorarbeitet, arbeitete sich Putrih in tiefere Zeitungsschichten vor. Das gemeinsame der drei Gattungen ist die Dominanz der Struktur, die sich aus den vielen kleinen ähnlichen Elementen ergibt, die zusammengefügt sind.

Link

http://www.gregorpodnar.com/